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Frustration bei Hunden. Warum Frust im Leben eines Hundes wichtig ist.

Die Bedeutung von Frustration bei Hunden

Frustration bei Hunden ist ein oft unterschätzter Aspekt der Erziehung. Doch was genau bedeutet Frustration?

Frustration beschreibt die Fähigkeit, mit Enttäuschungen, nicht erfüllten Erwartungen oder Rückschlägen umzugehen. Die Frustrationstoleranz eines Hundes gibt an, wie gut er gelernt hat, mit solchen Situationen umzugehen. Je höher die Frustrationstoleranz, desto besser kann ein Hund mit Frust umgehen.

Warum ist es wichtig, dass Hunde Frust aushalten können?

Ein Beispiel aus dem Alltag zeigt die Bedeutung deutlich:

Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit Ihrem Hund spazieren und treffen eine Bekannte, mit der Sie sich unterhalten möchten. Ein Hund, der nicht gelernt hat, mit Frust umzugehen, reagiert in solchen Situationen oft unruhig. Er beginnt zu fiepen, zu quietschen, springt an Ihnen hoch, zieht an der Leine oder bellt Sie an, als wolle er sagen: „Los, warum stehen wir hier herum? Ich möchte weitergehen!“

In diesem Moment erfährt der Hund Frustration, weil seine Erwartungen nicht erfüllt werden. Ein Hund, der nie gelernt hat, mit solchen Situationen umzugehen, wird ungeduldig und möglicherweise sogar aufgeregt oder aggressiv.

Die Vorteile einer hohen Frustrationstoleranz

Ein Hund mit einer hohen Frustrationstoleranz bleibt in solchen Momenten ruhig und gelassen. Er hat gelernt, dass nicht immer alles nach seinem Willen geht und dass es manchmal notwendig ist, zu warten. Diese Fähigkeit macht das Zusammenleben für Hund und Halter wesentlich angenehmer und stressfreier.

Fazit

Frustration ist ein wichtiger Baustein im Leben eines Hundes. Durch gezielte Übungen und konsequente Erziehung kann die Frustrationstoleranz eines Hundes erhöht werden, was zu einem harmonischeren Miteinander führt. Indem wir unseren Hunden beibringen, mit Frust umzugehen, bereiten wir sie auf die vielen Herausforderungen des Alltags vor und fördern ihr allgemeines Wohlbefinden.

Alltagsmomente nutzen: Frustrationstoleranz bei Hunden fördern

Es gibt unzählige Gelegenheiten im Alltag, meinem Hund beizubringen, Frustration auszuhalten. Denn Hunde lernen nicht von alleine, mit Frust umzugehen – das muss ihnen bewusst beigebracht werden.

Deshalb sollte man als Hundehalter im Alltag immer wieder Momente nutzen, die dem Hund die Möglichkeit geben, Frustration zu erleben. Der Hund muss lernen, mit dieser Enttäuschung umzugehen, Strategien zu entwickeln, um sich selbst zu regulieren und entspannt mit der Situation umzugehen. Diese Frustrationsübungen müssen bewusst und regelmäßig durchgeführt werden.

Sowohl im Training als auch im Pensionsbetrieb fällt auf, dass die wenigsten Hunde Frust ertragen können. Dies beginnt bei der Futtergabe und endet mit der Ruhe im eigenen Körbchen.

Übertragen wir dieses Problem auf die Kindererziehung, könnte es so aussehen: Wir stehen mit unserem Kind an der Kasse, und es möchte einen Lutscher, weil es gewohnt ist, immer einen zu bekommen. Diesmal haben wir jedoch nicht genug Geld dabei und wollen nur schnell ein paar Dinge erledigen. Das Kind ist frustriert, weil seine Erwartungen nicht erfüllt wurden, und reagiert mit Schreien und Wut. Es lernt dabei, mit Frust umzugehen, weil es immer wieder in solchen Situationen herausgefordert wird.

Unsere Kinder lernen im Alltag und in ihrem sozialen Umfeld, dass das Aushalten von Frust nicht der Weltuntergang ist. Sie entwickeln diese Fähigkeit vom Kindergarten bis weit ins Erwachsenenalter. Warum sollten unsere Hunde dies nicht auch lernen?

Ein großes Problem der letzten Jahre ist die allgemeine Erziehung unserer Hunde. Nicht ohne Grund sind Tierheime voll von Hunden, die eigentlich großartige Tiere sind, jedoch aufgrund von Erziehungsfehlern unerwünschtes Verhalten entwickelt haben. Dies geschieht nicht, weil die Hunde „böse“ sind, sondern weil die Erzieher sich bestimmten Aspekten im Leben eines Hundes nicht bewusst waren.

Gerade Frust kann ein großes Problem werden. Bestimmte Rassen neigen extrem schnell zu Übersprungshandlungen und können aus Frustration heraus Verhaltensweisen entwickeln, die uns Menschen nicht gefallen. Im schlimmsten Fall kann Frust zu Aggression führen. Wenn Aggression als Ventil für Frust dient, kann das Leben mit einem solchen Hund sehr anstrengend werden, und nicht wenige dieser Hunde landen im Tierheim.

Frust ist ein wichtiger Bestandteil im Leben eines Hundes. Schließlich erwarten wir viel von unseren Hunden: Urlaub, Restaurantbesuche, Spaziergänge, Begegnungen mit anderen Hunden. Unsere Hunde sollen ruhig abwarten und sich gegenüber anderen Lebewesen benehmen. Sie sollen Gäste nicht anspringen oder auch mal von Fremden betreut werden können.

Es gibt viele Momente, in denen Frust eine Rolle spielt – ruhig sein, abwarten, aushalten. Doch wie soll ein Hund das lernen, wenn der Mensch es ihm nie beigebracht hat? Und hier sind wir wieder bei der Erziehung! Diese beginnt im Welpenalter und endet erst mit dem Ableben des Hundes.


Ein Pomchi und ein Flat Coated Redriver

Ein großer Punkt im Umgang mit Hunden zu Hause ist, dass wir ihnen anfangs oft alles geben, was sie wollen. Ein Hund kommt zu uns nach Hause, und wir überhäufen ihn mit Leckerlis und Freiheiten. Nach einiger Zeit zeigt der Hund plötzlich Verhaltensweisen wie Knurren, wenn wir einen Raum betreten oder uns aufs Sofa setzen wollen. Die Hundebesitzer sind dann überrascht und fragen sich, warum ihr Hund plötzlich knurrt, obwohl sie ihm doch alles gegeben haben.

Doch Hunde denken und handeln anders als wir. Ein Hund, der niemals gelernt hat, sich an Regeln und Grenzen zu halten, hat auch nicht gelernt, Frust zu ertragen. Grenzen und Regeln sind wichtig – wie bei Kindern auch müssen unsere Hunde lernen, sich in einem gewissen Rahmen zu bewegen.

Grenzen zu setzen bedeutet zum Beispiel, dass der Hund lernt, einen bestimmten Raum nicht zu betreten, nicht ins Bett zu springen oder andere Lebewesen nicht anzuspringen. Es gibt unendlich viele Beispiele dafür. Leider sind viele Hundehalter der Annahme, Hunde würden diese Dinge von selbst wissen und sich automatisch benehmen, wenn man es ihnen nur oft genug sagt. Doch Hunde benötigen klare und konsequente Erziehung, um zu lernen, sich angemessen zu verhalten und Frustration zu ertragen.

Menschliche Ansichten und Hundeerziehung

Mitleid und Bedauern sind Emotionen, die vielen Hundehaltern im Umgang mit ihren Hunden oft zum Verhängnis werden. Doch diese Emotionen sind Hunden fremd und existieren auch nicht unter ihnen. Oft hören wir Sätze wie: „Aber mein Hund möchte das doch, und ich kann ihm das doch nicht verbieten. Dann ist er eingeschnappt und mag mich nicht mehr.“ Genau hier entstehen Probleme, die vermieden werden könnten.

In freier Wildbahn oder innerhalb eines Rudels legen weder Wölfe noch unsere domestizierten Hunde Wert darauf, was der andere möchte. Sie handeln und reagieren der Situation angemessen, völlig emotionsfrei. Sie hinterfragen nicht die Korrekturen, die sie untereinander vornehmen. ( Ja...unter Hunden gibt entweder eine Korrektur oder das Verhalten wird unkommentiert hin genommen ) Hunde setzen untereinander ständig Grenzen.

Bei ihnen gibt es weder Trost noch Bedauern. Schon die Kleinsten lernen so, mit Frust umzugehen.

Ein typisches Beispiel: Ein Hund fordert einen anderen Hund zum Spielen auf. Der andere Hund geht nicht darauf ein, wendet sich ab oder schnappt nach dem anderen, wenn dieser zu aufdringlich wird. Hat der fordernde Hund gelernt, mit dieser Einschränkung umzugehen, wird er sich abwenden und seinen eigenen Weg gehen. Hat er es nicht gelernt, schlägt sein Verhalten in Frust um, was sich durch Bellen, Umherhüpfen und weiteres Bedrängen zeigt. Solche Hunde können in Hundebegegnungen Probleme verursachen. Wenn Welpen und Junghunde gelernt haben, dass sie jederzeit mit anderen Hunden Kontakt aufnehmen dürfen, zeigen sie deutlichen Frust, wenn sie an der Leine gehalten werden und nicht zu jedem Hund dürfen – hier entsteht Frust an der Leine.

Immer mehr Hunde leiden unter Stress, Frust, Impuls- und allgemeinen Erziehungsproblemen. Dies sehen wir im Training und in der Hundepension. Hunde, die völlig nervös und gestresst sind, wenn sie Menschen und andere Hunde nicht beeinflussen können, zeigen dieses Verhalten oft durch lautes Bellen, Quietschen oder Jaulen. Der Stresspegel steigt ins Unermessliche, was zu Durchfall, selbstverletzendem Verhalten oder Zerstörungswut führen kann.

Diese Verhaltensweisen haben die Hunde nicht von selbst entwickelt, sondern von zu Hause mitgebracht. Die Konsequenz ist, dass diese Hunde Schwierigkeiten haben, sich in einer Fremdbetreuung zurechtzufinden.

Leider gibt es immer noch Privatbetreuungen oder Hundetrainer, die der Meinung sind, ein Hund solle keinen Frust ertragen und nur positiv bestärkt werden. Die Auswirkungen solcher Erziehungsmethoden zeigen sich in Aggression, Unsicherheit und enormem Stress. Die Umkonditionierung dieses Verhaltens erfordert Zeit und Geduld.

WICHTIG: Und ganz nebenbei, wenn man die Rudelstrukturen von Wölfen oder Hunden beobachtet, wird man deutlich feststellen können, dass ohne Korrektur ( → ein unerwünschtes Verhalten oder eine unerwünschte Absicht, die dem Rudel schaden könnten, werden sofort unterbunden ) – keine gute Rudelstruktur aufgebaut werden kann.

Wir selbst haben noch nie gesehen, dass sich unsere Hunde untereinander loben indem sie sich über den Kopf streicheln oder gegenseitig Leckerlies verabreichen.


Beagle und Dobermann

Nun aber wieder zum Thema...

Jeder Hundebesitzer möchte, dass es seinem Hund gut geht. Doch oft wird vergessen, dass es nicht die menschlichen Bedürfnisse sind, die unseren Hunden ein gutes Leben ermöglichen. Hunde wollen hündisch leben und auch so behandelt werden. Und dazu gehört, ob man will oder nicht, die Erziehung. Hunde, die immer im Mittelpunkt stehen, deren jeder Wunsch erfüllt wird und die mit jeglichem Verhalten durchkommen, werden irgendwann Probleme bereiten. Viele Besitzer verwechseln hier menschliche Liebe mit den Bedürfnissen eines Hundes.

Ein Hund lernt Frust und Zurückhaltung nicht durch Streicheln, ein schönes Körbchen oder den Platz im Bett. Hunde wollen sich an uns Menschen orientieren und angeleitet werden. Sie ordnen sich bei fairer Behandlung freiwillig unter. Durch eine gut strukturierte Hundeerziehung kann sich unser Hund auf uns verlassen und lernen, uns zu vertrauen. Dies gibt ihm Sicherheit, und er kann sich in unserer Anwesenheit entspannen.

Auch wenn es uns Menschen oft schwerfällt, ist das Thema Frust ein wichtiger Bestandteil im Leben eines Hundes. Je mehr Frust er gelernt hat zu ertragen, desto besser wird er in verschiedenen Situationen entspannt bleiben. Und wer wünscht sich nicht einen ruhigen und entspannten Hund?


weißer Schäferhund, Rottweiler und Boxer

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