Welpenspielstunden und ihre Konsequenzen!
- Redaktion
- 28. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Aug.
In diesem Beitrag möchte ich ein Thema aufnehmen, was die letzten Monate zu einem starken Problem, auch bei uns, geworden ist.
Grundsätzlich sei vorab gesagt, haben auch wir, absolut KEIN Problem mit Welpenspielstunden, wenn diese professionell kontrolliert und angeleitet  und vor allem anders betitelt werden!
Denn wie der Name schon sagt, ist das Wort „WelpenSpielStunde“ fachlich falsch formuliert. Viele Hundetrainer, deutschlandweit warnen schon seit längerem vor diesen Spielstunden! Die Konsequenz aus diesen Welpenspielstunden sind aggressive, verunsicherte und desozialisierte Hunde.

Ein enormes Problem seit vielen Monaten sind immer wieder die Begegnungen mit fremden Hunden an der Leine. Von bellen bis völlige Eskalation...kaum noch ein Halter kann mit seinem Hund einen normalen Spaziergang meistern, ohne problemlos an anderen Hunden vorbei zu kommen.
Viele Kunden kommen zu uns mit dem Wunsch, sie wollen endlich wieder entspannt mit dem Hund unterwegs sein, ohne das dieser jedes mal ausflippt, oder Aggressiv reagiert, wenn Hunde ihm entgegen kommen.
Auch im Freilauf sind sich viele Hundehalter unsicher, was richtig und falsch ist oder wie der eigene Hund mit anderen Hunden umgeht.
Unsicherheit, Fehleinschätzung und falsche Verknüpfungen führen zu einem ernstzunehmenden Problem.
Immer auffälliger sind die Hunde, die schon beim Anblick ihrer Artgenossen kaum zu halten sind und völlig eskalieren.
Diese Gründe können unterschiedlichster Natur sein, ein großer Punkt ist jedoch die Erfahrung die in jungen Jahren gemacht wurde. Die Verknüpfung „wie habe ich meine Artgenossen kennen gelernt?“
In unserem Kennenlerntermin gehen wir tief auf verschiedenste Themen ein, unter anderem auf die Welpen,-und Junghundeprägephase.
Viele Hunde haben in der Welpenzeit an sogenannten Welpenspielstunden teil genommen. In diesen werden die Welpen 60Min.!!! …, meist im Wechsel aus einzelnen Übungen und sogar die ganze Zeit, auf andere Welpen „losgelassen“.
Wer nicht spielen will wird ausgesondert oder sogar animiert mitzumachen.
Schließlich sollen die Welpen ja ausgelastet werden und sozialisiert werden. Diese Stunden finden meist einmal in der Woche statt. Somit hat man eine regelmäßige Wiederholung und einen wunderschönen Lerneffekt, wie es nicht gehen sollte!!!
Doch ist dieses Spielen unter Welpen wirklich sinnvoll? Was passiert im Welpengehirn und mit den einzelnen Charakteren? Was lernt der Hund in diesen Stunden? Oder kann es sogar schadhaft sein?
Als erstes sollte man wissen, dass Welpen eine Aufmerksamkeitsspanne von wenigen Minuten haben. Diese werden mit dem älter werden, länger und die Hunde sind in der Lage mehr Informationen zu verarbeiten und zu speichern.
Heißt also, dass eine Stunde spielen oder üben, völlig über das Können der Welpen hinaus geht.
Der Welpe kann sich nicht mehr konzentrieren und somit auch nichts mehr lernen.
Die gemachten Erfahrungen und das Erlernte, kann schnell mit Stress verknüpft werden! Es ist ähnlich wie bei uns Menschen. Zuviel Arbeit, zuviel Informationen und nach 8 Stunden Arbeit nochmal die Schulbank drücken. Irgendwann sind auch wir einfach platt und können keine Informationen mehr aufnehmen. Wir können jedoch reflektieren und uns äußern. Hunde Nicht!!!
Als zweiten Punkt folgt die harte Konsequenz aus diesen Spielstunden. Denn so schön und niedlich dies immer aussieht, die Konsequenz schlägt, mit dem älter werden des Hundes, voll ein. Von Aggressionen bis Unsicherheiten, sogar Angst beim Anblick von Artgenossen sind keine Ausnahmen!
Wir stehen immer wieder in Kontakt mit Tierschutzorganisationen, Tierärzten, Vereinen und Behörden. Die Hundeproblematik, was die Verhaltensauffälligkeiten angeht, steigt enorm und ist bereits an einem kritischen Punkt angekommen!
Immer wieder schlagen Kunden bei uns auf mit der Problematik, dass ihr Hund kaum zu kontrollieren ist, wenn er Artgenossen sieht. Nach gründlicher Anamnese und Ausschluss anderer Kriterien kommen wir auf die Welpen,- und Junghundephase zu sprechen. Immer wieder wird von sogenannten Welpenspielstunden berichtet. Wildes Spielen, während die Besitzer zusehen und sich erfreuen.
Alles natürlich mit bestem Gewissen dem Hund etwas gutes zu tun. Wir können auch unseren Kunden keinen Vorwurf machen, denn es stecken immer die Guten Absichten dahinter. Noch immer wird geworben mit Spielstunden für Welpen, ohne auf die Konsequenz hinzuweisen.
Was ein Welpe überhaupt brauch und welche Dinge die ersten Wochen und Monate essenziell sind, zeigen wir unseren Kunden im Coaching auf. Deswegen haben wir uns zur Aufgabe gemacht aufzuklären und aufzuzeigen, was unsere Hunde überhaupt brauchen, was wichtig ist und welches Verhalten zu welcher Konsequenz führt.
Denn Mensch muss Verstehen um zu Lernen und umzusetzen.
...und zum Dritten Punkt:
Auch wenn es immer wieder schwer nachzuvollziehen ist,
SOZIALE HUNDE spielen nicht! Soziale Hunde unterbinden jegliche Unruhe in der Gruppe. Denn Aufregung und Unruhe bedeutet in der Hundewelt Gefahr und gegen Gefahr muss vorgegangen werden.

Kein Lerneffekt:
Erstmal sei ganz klar gesagt: Welpenspielstunden haben keinerlei Lerneffekt bei Hunden, wenn diese nicht Dem Hund, dem jeweiligen Charakters, sowie dem Alter angepasst sind!
Es tritt kein positiver Lerneffekt ein. Diese Stunden werden meist mit Stress und negativen Lernerfahrungen verknüpft. Nicht fachlich angeleitet, können hier Unsicherheiten und Aggressionen gegenüber Artgenossen entstehen.
Je nach Rasse und Charakter kann dieses Verhalten im Alter zu weiteren, schweren Problemen führen. Habe ich zum Beispiel einen Charakter der von Natur aus, eher unsicher und zurückhaltend ist, kann ich diesen Hund in einer Welpenspielstunde völlig desozialisieren. Wird dieser Charakter „überfallen“ und permanent von anderen Hunden bedrängt, ohne das jemand die Signale erkennt, kann sich durch Wiederholung dieser Situation eine Aggression entwickeln. Hat der Hund gleichzeitig gelernt, das sein Besitzer daneben steht und nicht eingreift, kommt ein Vertrauensproblem dazu und Hund lernt, dass er sich nicht auf seinen Besitzer verlassen kann. Er handelt somit selbstständig aus Unsicherheit. Das sehen wir dann im Außen meist an der Leine in Form von starker Erregung, bellen, Zähne fletschen ….
Immer wieder kommen Kunden zu uns, die mit besten Gewissen an solchen Stunden teilgenommen haben um ihren Welpen auszulasten und zu sozialisieren. Eine fachliche Aufklärung gab es jedoch nicht.
Diese Hunde wurden älter und zeigten dann enorme Auffälligkeiten.
Hier müssen die Hunde teils komplett neu an Artgenossen herangeführt werden. Anleitung im Umgang mit Hunden, positive Erfahrungen und das Gelernte neu verknüpfen und durch Wiederholungen immer wieder festigen. Der Aufwand kann je nach Festigung des Problems, sehr hoch sein.
Möchtest Du einen Hund der normal auf fremde Hunde und Reize reagiert, dann zeige ihm von Anfang richtig, wie dies ablaufen soll.
Welpe = Kleinkind
Können sich Welpen wirklich untereinander sozialisieren -
Dazu ein paar Fragen die einfach mit Ja oder Nein beantwortet werden können:
Sind unser Kinder im Kindergartenalter in der Lage sich vernünftig anzuleiten? Kann eine Gruppe von Kleinkindern sich gegenseitig aufzeigen was falsch und richtig in unserer Gesellschaft ist?
Und was passiert mit unseren Kindern wenn sie müde und überdreht sind?
Können sie sich selbst ausbremsen oder sind wir erwachsenen dafür zuständig? Wer setzt denn unseren Kindern Grenzen und bringt sie ins Bett wenn nach müde, albern kommt :-)
Ja wir als Eltern und genauso ist es bei Welpen. Es brauch immer jemanden der fair anleitet und Schiedsrichter spielt!
Welpen handeln und denken ähnlich. Wenn also unsere Kleinsten nicht in der Lage sind zu reflektieren, wie können wir es denn von unseren Welpen erwarten? Die Erziehung von Welpen sollte genauso ernst genommen werden wie die Kindererziehung.
Früh die Bahnen für später stellen...
Wenn wir also wollen, dass unser Welpe später ein gutes Sozialverhalten gegenüber Mensch und Hund entwickelt, muss er lernen wie er sich richtig verhält. Dieses Verhalten lernt er von uns und von guten, erwachsenen Hunden! Denn diese Hunde bremsen aus, unterbinden und korrigieren unerwünschtes Verhalten. Um den Welpen nicht zu Überfordern ( Reizüberflutung ) muss alles was er lernt, in sehr kleinen Sequenzen geschehen. Dafür muss der Hundebesitzer wissen, was sein Hund kann und zu was er schon in der Lage ist.
Wie Du dies umsetzt und worauf du achten musst erfährst du in unserem Hundezentrum.
Rasse, Alter und Charakter spielen ebenfalls eine große Rolle. Es zeigen sich bereits im Welpenalter schon erste Eigenschaften, mit welchem Charakter wir es zu tun haben.
Zusammengefasst:
Welpensspielstunden = Stressverknüpfung + Überforderung = falsche Lernerfahrung → Probleme mit Artgenossen, Leinenprobleme, Verhaltensauffälligkeiten!
So lange immer noch alte Erziehungs,- Ausbildungsmodelle und Methoden gibt, wird es auch immer noch verhaltensauffällige Hunde geben.
